Zeitschriften und ihre Geschichte
Vogue: Geschichte eines Magazins
Mode, Glamour und Stil – mit diesen beiden Begriffen beschreibt man die Vogue und beschreibt sie doch nicht. Die Vogue – die Mutter aller Hochglanzmagazine – gilt als die Zeitschrift mit dem größten Einfluss auf die internationale Mode. Die bekanntesten Fotografen und Designer arbeiten mit diesem Blatt zusammen für aufwändige Fotostrecken. So zum Beispiel Helmut Newton, Karl Lagerfeld oder Patrick Demarchelier. Mit einem Foto auf der Titelseite der Vogue können Modelkarrieren befeuert werden.
Doch was macht dieses Magazin so besonders? Woher kommt der Hype um die Vogue? Ihre Geschichte wirft ein Licht auf diese Frage – und nähert sich einer Antwort.
Die Vogue in New York: Zeitschrift und Lifestyle
Die Geschichte der Vogue beginnt 1892. In diesem Jahr entscheidet sich der Gründer Arthur Baldwin Turnure, ein Magazin herauszugeben, in dem von den Partys in Herrenhäusern und Golfclubs berichtet wird. Am 17. Dezember 1892 erscheint die Vogue-Zeitschrift zum ersten Mal – als Gesellschaftsmagazin für New Yorks Elite. Diese bestand damals aus gerade einmal 400 Familien. Schnell rasten die Auflagezahlen in die Zehntausende. Denn nicht nur die High-Society wollte von den Partys der Reichen und Schönen lesen, sondern auch die Aufsteiger, die dazu gehören wollten und alle, die mit der Vogue zum Träumen kamen.
Die Vogue etablierte sich schon damals als einflussreiches Wochenjournal für die Neuigkeiten aus Gesellschaft und Mode und als Spiegel für den Lifestyle der amerikanischen Oberschicht.
Die Zeit nach der Vogue-Gründung – Wie hat sich das Stilmagazin entwickelt?
Nach dem Tod von Turnure wird Condé Montrose Nast Eigentümer der Vogue-Zeitschrift. Sein Ziel: die Exklusivität des Magazins weiter ausbauen. Mit festen Rubriken, farbigen Covern – die damals häufig noch gezeichnet waren – und Mode- und Society-Seiten als umfangreichen Hauptteil der Zeitschrift etabliert sich die Vogue zur Spezialisten für die modebewusste Frau in allem, was Kleidung und Schönheit betrifft. Hier fanden vor allem modebegeisterte und wohlhabende Kundinnen ab 25 Jahren Orientierung und Stilikonen.
Dabei legten die Vogue-Redaktion stets viel Wert auf ansprechende Fotostrecken. Die Modefotografie, wie sie heute existiert, ist eng verknüpft mit der Geschichte der Vogue, denn dieses Magazin machte sie erst möglich. Dabei zeigte sich die Vogue erstaunlich beständig. In Amerika gab es in 125 Jahren Magazingeschichte gerade einmal sieben Frauen, welche die Chefredaktion der Vogue übernommen hatten.
Wir sind hier bei der Vogue – der Mythos der Chefredaktion der Vogue
Die Vogue bewegte sich durch die Jahrzehnte nicht nur am Geist der Zeit, sondern prägte ihn in den Bereichen Mode, Gesellschaft und Lifestyle mit. Geht man heute mit den Vogue-Zeitschriften durch die Zeit, spiegeln sich darin stets die Stellung der Frau und das Verhältnis zu Mode. Kleider, Röcke, Blusen und Hosen sind hier nicht nur Kleidungsstücke, sondern Ausdruck des Lebensgefühls verschiedener Epochen.
Edna Woolman Chase: die eiserne Vogue-Chefin
Unter der Leitung der Chefredakteurin Edna Woolman Chase, welche von 1914 bis 1951 Vogue-Chefin war, formte sich erstmals der exklusive Charakter, die Qualität und die Expertise des Magazins. Das wohl bekannteste Zitat dieser eisernen Dame ist ein Kommentar, den sie zum Suizidversuch einer Mitarbeiterin gemacht haben soll: „Wir sind hier bei der Vogue. Wir werfen uns nicht vor die Untergrundbahn, meine Liebe. Wenn überhaupt, nehmen wir Schlaftabletten.“
Woolman Chase führte die Vogue durch 37 Jahre und zwei Kriege. Als Kleidung aus der Modemetropole Paris im zweiten Weltkrieg nicht geliefert wurde, organisierte sie Fashion-Shows mit amerikanischen Designern. Hier begegneten sich Modemacher, Models und die High-Society erstmals auf Augenhöhe. Nach dem Krieg entschied sich die Chefredakteurin sogar dazu, den Gräueln des dritten Reiches in der Vogue Platz zu geben, indem sie Bilder aus den Konzentrationslagern veröffentlichte.
Die Vogue im Wandel
In den 50er-Jahren zeigte sich die Vogue sehr weiblich. Im dieser goldenen Zeit der Mode und Modefotografie zeigte sich das Magazin mit Stilikonen wie Audrey Hepburn. Ende der 60er wurde die Vogue wilder und unter Diana Vreeland zum Avantgarde-magazin. Die Zeit der langen Haare und Miniröcke war angebrochen und der Hippie-Stil fand auch in der Vogue seinen Platz. Die 80er und 90er Jahre brachten mit der Vogue die ersten Supermodels hervor – und leider auch den Magerchic, der bis heute umstritten ist.
Der Teufel in der Chefredaktion der Vogue: Anna Wintour
Seit 1988 sitzt Anna Wintour als Vogue-Chefin im Sessel. Nicht zuletzt mit dem Buch „Der Teufel trägt Prada“ und dem gleichnamigen Film wurde dieser Persönlichkeit aus der Modewelt ein Denkmal gesetzt. Mit ihrem ikonischen Bob und den großen Sonnenbrillen sieht sie selbst wie eine Stilikone aus. Sie etablierte die Vogue als wichtigste Modezeitschrift weltweit – nicht zuletzt durch ihre ganz eigene Revolution des Magazins: Wintour setzte nicht auf gebügelte Models in starren Posen, sondern auf reale Momentaufnahmen, welche der Fotografie und den Models eine besondere Ästhetik verliehen. Dabei erfindet sie prominente Schönheiten und entdeckt die Gesichter der Modewelt von Morgen. Mit Recht kann man seit dieser Vogue-Chefin behaupten: Before it’s in fashion, it’s in Vogue.
Die Vogue heute
Mittlerweile kann die Vogue mit ihrer Geschichte auf über 125 Jahre im Fashion-Business zurückblicken. Heute finden sich Schwestern des amerikanischen Originals in 21 Ländern wie Deutschland, Portugal, Australien und der Türkei. Somit ist die eine der am weitesten verbreiteten Modemagazine der Welt und ein hervorragendes Bilderbuch des Zeitgeistes mit vor allem weiblichen Protagonistinnen. Frauen sind nach wie vor die wichtigste Zielgruppe der Vogue, doch nicht mehr wie früher. Anna Wintour will mit ihrer Vogue „temporeich, scharf und sexy“ sein. Ihre Leserinnen sucht sie vor allem unter den energiegeladenen Karrierefrauen, die ein Interesse an Mode und Business haben.
Die Vogue in Deutschland
Die erste deutsche Ausgabe erschien 1928, allerdings wurde der Vertrieb im darauffolgenden Jahr wieder eingestellt. Erst 1979 lancierte die Vogue wieder in Deutschland. Die neue erste Ausgabe kam mit einem Rückblick auf das vergangene Modejahrzehnt heraus und der Frage „Was bleibt?“. Auf der Titelseite war das mittlerweile unbekannte deutsche Model Nina Klepp abgebildet. Es folgten Cindy Crawford in den 1980ern und Dana Patrick auf der Geburtstagsausgabe 1989. Auch Helene Fischer hat es bereits auf das Cover der deutschen Vogue geschafft – ungeschminkt fotografiert von Peter Lindbergh, der auch Claudia Schiffer und Naomi Campbell in die Riege der Supermodels verhalf.
Vogue-Chefredakteurin in Deutschland ist seit 2003 Christiane Arp. Auch hier zeigt sich die Beständigkeit unter den Vogue-Chefinnen. Sie betrachtet Mode als Bereicherung, sieht aber auch deren politisches Potenzial und den Mehrwert für die Frau, die sich modisch kleidet.
Die Geschichte der Mode – Vogue als Zeitschrift für Lifestyle und Gesellschaft
Woher kommt es, dass die Vogue seit über einem Jahrhundert Frauen auf der ganzen Welt begeistert? Vielleicht sind es die starken Frauen, die stets die Chefredaktion der Vogue gebildet haben. Mit ihrem Einfluss haben sie nicht nur die Modegeschichte und die Kultur ihrer Zeit mitbestimmt, sondern haben auch die Ästhetik der Darstellung auf ein neues Level gehoben. So prägten sie stets den Stil ihrer Zeit und wurden zum modernen Mythos der Mode – einer Welt voll Glamour, Kreativität und Kompromisslosigkeit.
Brillante Fotografien bekannter Modefotografen, Kleidung von namhaften Designern, immer neue Supermodels und die Mischung aus Beauty, Lifestyle, Reisen und Gesellschaft machen die Vogue zum hochglänzenden Spiegel ihrer Zeit und zur perfekten Zeitschrift für die moderne Frau, die sich für Ästhetik, Business und Mode interessiert.